1. Worum geht es in dieser Studie?
Diese US-amerikanische Studie testet erstmals in einer großen Stichprobe empirisch, ob die populäre Theorie der „Fünf Sprachen der Liebe“ von Gary Chapman wissenschaftlich haltbar ist. Chapmans zentrale These: Menschen fühlen sich besonders geliebt, wenn ihre Partner:innen ihre primäre Liebessprache sprechen – sei es Zärtlichkeit, Geschenke, Zeit, Hilfsbereitschaft oder Wertschätzung. Diese Theorie ist enorm einflussreich in Praxis, Medien und Beratungsangeboten, wurde jedoch bislang kaum empirisch überprüft. Die Studie fragt: Trägt die Übereinstimmung mit der bevorzugten Liebessprache tatsächlich zu höherer Beziehungszufriedenheit bei?
2. Was haben die Forschenden herausgefunden?
- Die zentrale Hypothese wurde nicht bestätigt: Die Zufriedenheit mit der „primären“ Liebessprache des Partners sagt nicht besser vorher, wie geliebt sich Teilnehmende fühlen oder wie zufrieden sie mit ihrer Beziehung sind.
- Wertschätzung und gemeinsame Zeit waren die stärksten Prädiktoren – unabhängig vom Rang als „primäre Sprache“.
- Mehr als die Hälfte der Befragten hatte keine klar unterscheidbare primäre Liebessprache.
- Ein dominantes Liebessprachenprofil ging tendenziell mit geringerer Beziehungszufriedenheit einher.
3. Warum ist diese Studie für praktizierende Paartherapeut:innen interessant?
- Das verbreitete Konzept der primären Liebessprache ist empirisch nicht haltbar.
- Stärkere therapeutische Wirkung scheint von positiver Kommunikation (Wertschätzung) und gemeinsam verbrachter Zeit auszugehen.
- Empfehlung: Paaren helfen, Liebe vielfältig auszudrücken, statt sich auf eine Sprache zu fixieren.
- Gut integrierbar in akzeptanzorientierte oder beziehungsfördernde Therapieansätze.
4. Wie sind die Forschenden genau vorgegangen?
- Stichprobe: 696 Erwachsene in langfristigen Beziehungen (Ø 15 Jahre), überwiegend verheiratet und zusammenlebend.
- Design: Querschnitt mit neu entwickelter „Love Languages“-Skala.
- Messinstrumente: CSI-4 für Beziehungszufriedenheit, Einzelfrage zum Gefühl von Liebe, Bewertung aller fünf Liebessprachen.
- Analyse: Regressionsanalysen, Bootstrapping, Auswertung von Subgruppen mit Konflikterleben.
5. Was sind die Limitationen der Studie?
- Keine Kausalität möglich aufgrund des Designs.
- Homogene Stichprobe (überwiegend weiß, heterosexuell) – Ergebnisse aber konsistent mit anderen Studien.
- Gefühl von Liebe nur mit einer Frage gemessen – künftig differenziertere Instrumente empfohlen.
Zitation (APA 7)
Flicker, S. M., & Sancier-Barbosa, F. (2025). Testing the predictions of Chapman’s five love languages theory: Does speaking a partner’s primary love language predict relationship quality? Journal of Marital and Family Therapy, 51(1), e12747. https://doi.org/10.1111/jmft.12747
Journal-Info: Journal of Marital and Family Therapy ist ein renommiertes, double-blind peer-reviewed Fachjournal für Paar- und Familientherapie.
