Allgemeine Fakten über ADHS bei Erwachsenen und mögliche Ursachen

Wichtiger Hinweis: dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung oder Diagnose. Er ist nach bestem Wissen recherchiert, kann aber auch Fehler enthalten. Solltest du einen Fehler finden melde dich bitte bei mir.

In meiner Arbeit mit Paaren begegne ich oft der Unsicherheit, ob der Partner ADHS haben könnte. Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist nicht nur eine Kindheitsstörung, sondern kann auch im Erwachsenenalter fortbestehen oder diagnostiziert werden. Erwachsene mit ADHS zeigen oft Symptome wie Unaufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität, die ihre täglichen Aktivitäten und Beziehungen beeinflussen.

Die Ursachen von ADHS sind nicht vollständig geklärt, aber Forschungen deuten auf eine Kombination von genetischen und Umweltfaktoren hin. Neurobiologische Studien zeigen, dass ADHS mit Veränderungen in bestimmten Bereichen des Gehirns verbunden ist, die Aufmerksamkeit, Selbstkontrolle und andere exekutive Funktionen steuern. Genetische Faktoren spielen eine starke Rolle, da ADHS oft in Familien auftritt, was auf eine erbliche Komponente hindeutet.

Umgebungsbedingte Faktoren wie frühe Exposition gegenüber Toxinen, Rauchen und Alkoholkonsum während der Schwangerschaft, sowie Komplikationen bei der Geburt können ebenfalls Risikofaktoren sein. Wichtig ist auch zu verstehen, dass ADHS bei Erwachsenen oft mit anderen psychischen Störungen wie Depressionen, Angstzuständen oder Persönlichkeitsstörungen einhergeht, was die Diagnose und Behandlung komplexer macht.

Für mich als Therapeut ist es entscheidend, diese Aspekte zu berücksichtigen, um angemessene Unterstützung und Interventionen anbieten zu können. Eine korrekte Diagnose durch einen Facharzt ist für die Planung der Behandlung unerlässlich, da dies die Wahl der Therapie und der Unterstützungsstrategien maßgeblich beeinflusst.

Sieben Fragen, die helfen können zu erkennen, ob der Beziehungspartner ADHS hat

Wenn du dir unsicher bist, ob dein Partner ADHS haben könnte, kann die Beantwortung der folgenden Fragen hilfreich sein, um zu entscheiden, ob eine professionelle Einschätzung sinnvoll wäre. Diese Fragen sollen typische ADHS-bezogene Verhaltensweisen und Muster erkennen helfen:

  1. Hat dein Partner oft Schwierigkeiten, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, auch wenn sie wichtig ist?
  2. Ist dein Partner häufig vergesslich bei alltäglichen Aktivitäten, wie Termine einhalten oder Rechnungen bezahlen?
  3. Zeigt dein Partner oft impulsives Verhalten, wie spontane Käufe oder abrupte Entscheidungen in wichtigen Angelegenheiten?
  4. Ist dein Partner häufig unruhig und scheint ständig in Bewegung zu sein, selbst in Situationen, die Ruhe erfordern?
  5. Hat dein Partner Schwierigkeiten, Gespräche oder Projekte zu Ende zu bringen, die er begonnen hat?
  6. Reagiert dein Partner oft übermäßig emotional oder schneller gereizt als andere Menschen?
  7. Fällt es deinem Partner schwer, Aktivitäten zu organisieren, zu planen und durchzuführen?

Das Vorhandensein mehrerer dieser Verhaltensweisen könnte ein Hinweis auf ADHS sein, jedoch sollte immer eine professionelle Diagnose von einem qualifizierten Facharzt oder Psychologen eingeholt werden, bevor weitere Schritte unternommen werden. In einer Therapie können wir gemeinsam Strategien entwickeln, um mit diesen Verhaltensweisen umzugehen und die Beziehung zu stärken, während dein Partner auf eine formelle Bewertung wartet oder diese erhält.

Vor welchen Herausforderungen Partner von ADHS-Betroffenen in der Beziehung stehen

Ich beobachte ich regelmäßig, dass Beziehungen, in denen einer der Partner ADHS hat, vor besonderen Herausforderungen stehen. Diese Herausforderungen können sowohl die tägliche Interaktion als auch langfristige Beziehungsziele beeinflussen:

  • Kommunikationsprobleme: Personen mit ADHS können Schwierigkeiten haben, aufmerksam zu bleiben und auf Gespräche zu reagieren, was zu Missverständnissen und Frustrationen führen kann.
  • Organisationsprobleme: Die Vergesslichkeit und Schwierigkeiten bei der Planung, die oft mit ADHS einhergehen, können zu Konflikten führen, besonders wenn der nicht betroffene Partner das Gefühl hat, mehr Verantwortung für die alltäglichen Aufgaben tragen zu müssen.
  • Impulsivität: Die impulsiven Verhaltensweisen eines ADHS-betroffenen Partners können zu spontanen Entscheidungen führen, die ernsthafte Auswirkungen auf die Beziehung haben können, wie unüberlegte Ausgaben oder emotionale Ausbrüche.
  • Emotionale Schwankungen: Die emotionale Instabilität, die bei ADHS häufig vorkommt, kann zu einer Achterbahn der Gefühle führen, was für beide Partner belastend sein kann.
  • Schwierigkeiten bei der Konfliktlösung: ADHS kann die Fähigkeit zur Problemlösung beeinträchtigen, was es schwierig macht, Konflikte effektiv zu bewältigen und zu einer Lösung zu kommen.

Diese Herausforderungen erfordern spezielle Strategien und ein tiefes Verständnis der ADHS-Dynamik. In der Therapie arbeiten wir daran, effektive Kommunikationsmethoden zu entwickeln, Verständnis und Geduld zu fördern und Techniken zur besseren Organisation und Konfliktlösung einzuführen. Ziel ist es, eine stärkere, unterstützende und liebevolle Beziehung aufzubauen, die beide Partner zufriedenstellt.

Welche positiven Aspekte ein ADHS-betroffener Partner in die Beziehung einbringen kann

In meiner Praxis erlebe ich, dass ADHS auch positive Aspekte in eine Beziehung einbringen kann, die oft übersehen werden. Menschen mit ADHS verfügen über eine Reihe von Eigenschaften, die eine Beziehung bereichern können:

  • Kreativität und Innovationsfreude: Viele Menschen mit ADHS sind außerordentlich kreativ und in der Lage, außerhalb der üblichen Bahnen zu denken. Diese Fähigkeit kann in gemeinsame Projekte und Lösungen einfließen, die die Beziehung bereichern.
  • Enthusiasmus und Lebendigkeit: Die Energie und Begeisterung, die viele ADHS-Betroffene in ihre Aktivitäten einbringen, können ansteckend sein und die Beziehung dynamisch und spannend halten.
  • Empathie und Sensibilität: Personen mit ADHS empfinden oft tief und intensiv, was sie zu sehr empathischen und mitfühlenden Partnern machen kann, wenn sie emotional in Einklang sind.
  • Fähigkeit zur Spontanität: Ihre spontane Natur kann dazu führen, dass das Leben nie langweilig wird. Von spontanen Ausflügen bis hin zu letzten Minute-Überraschungen können diese Momente Freude und Aufregung in die Beziehung bringen.
  • Unkonventionelles Denken: ADHS-Betroffene haben oft einen einzigartigen Blick auf die Welt, der frische Perspektiven in Problemlösungen und Entscheidungsfindungen einbringen kann.

Es ist wichtig, dass beide Partner diese Stärken erkennen und schätzen lernen, um eine ausgewogene und unterstützende Beziehung zu führen. In der Therapie arbeite ich mit Paaren daran, diese positiven Eigenschaften zu fördern und integrativ in das Beziehungsleben einzubinden.

Wie ein ADHS-betroffener Beziehungspartner unterstützt werden kann, ohne als “krank” abgestempelt zu werden

Als Therapeut ist es mir wichtig, Strategien zu vermitteln, wie Partner von Menschen mit ADHS unterstützt werden können, ohne dass diese sich stigmatisiert fühlen. Die richtige Unterstützung kann die Beziehung stärken und beiden Partnern helfen, gemeinsam zu wachsen:

  • Informieren und Verstehen: Der erste Schritt ist, sich über ADHS zu informieren und ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen zu entwickeln, die es mit sich bringt. Dies kann durch Lesen von Fachliteratur, den Besuch von Workshops oder die Paartherapie erfolgen.
  • Offene Kommunikation: Sprecht offen über die Bedürfnisse und Herausforderungen in Bezug auf ADHS. Ehrliche Gespräche können Missverständnisse reduzieren und Wege finden, wie beide Partner Unterstützung bieten und erhalten können.
  • Anpassung der Umwelt: Helft dem ADHS-betroffenen Partner, eine strukturierte und organisierte Umgebung zu schaffen. Dies kann durch einfache Maßnahmen wie Aufräumstrategien, Einsatz von Kalendern oder Apps zur Organisation des Alltags unterstützt werden.
  • Ermutigung und positive Verstärkung: Betone die Stärken und Erfolge deines Partners. Positive Verstärkung kann das Selbstwertgefühl stärken und motivieren, Herausforderungen zu meistern.
  • Geduld und Flexibilität: Geduld zu haben, während der Partner Strategien lernt und anwendet, um mit ADHS umzugehen, ist entscheidend. Flexibilität in Plänen und Erwartungen kann ebenfalls helfen, Druck zu reduzieren.
  • Professionelle Unterstützung: Betrachte die Paartherapie oder individuelle Therapie als Optionen, um professionelle Unterstützung zu erhalten. Therapeuten können spezifische Strategien anbieten, die auf die Bedürfnisse beider Partner abgestimmt sind.

Indem beide Partner aktiv an der Gestaltung einer unterstützenden und verstehenden Beziehung arbeiten, kann der Einfluss von ADHS minimiert und die Beziehungsqualität verbessert werden. Es ist wichtig, das Stigma zu vermeiden und eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich der ADHS-betroffene Partner akzeptiert und geschätzt fühlt.

Ob es sinnvoll ist und einen Unterschied für die Beziehung macht, ob ADHS beim Partner diagnostiziert wurde oder nicht

In meiner Arbeit begegne ich oft der Frage, ob eine formelle Diagnose von ADHS in der Beziehung einen Unterschied macht. Die Antwort ist komplex und hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Klarheit und Verständnis: Eine formelle Diagnose kann beiden Partnern Klarheit verschaffen und helfen, das Verhalten des Betroffenen besser zu verstehen. Dieses Verständnis ist oft der Schlüssel zu mehr Empathie und Geduld in der Beziehung.
  • Zugang zu Ressourcen: Mit einer Diagnose können spezifische Behandlungen, Therapien und Unterstützungen in Anspruch genommen werden, die ohne eine formelle Diagnose möglicherweise nicht zugänglich wären. Dies kann eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität für den Betroffenen und die Beziehung bedeuten.
  • Validierung von Erfahrungen: Für den Betroffenen kann die Diagnose eine Validierung seiner Herausforderungen darstellen. Dies kann psychologisch entlastend wirken und ihm helfen, sich selbst nicht länger als ‘faul’ oder ‘unfähig’ zu sehen.
  • Planung von Strategien: Eine Diagnose ermöglicht es Paaren, gezielte Strategien und Anpassungen vorzunehmen, die auf die spezifischen Bedürfnisse des Betroffenen abgestimmt sind. Dies kann beispielsweise in der Art und Weise der Kommunikation, der Alltagsorganisation oder in der Freizeitgestaltung relevant sein.
  • Vermeidung von Missverständnissen: Ohne eine Diagnose können bestimmte Verhaltensweisen fälschlicherweise persönlich genommen oder als absichtlich interpretiert werden, was zu Konflikten und Entfremdung führen kann.

In der Therapie arbeiten wir daran, unabhängig von einer Diagnose, Verständnis und wirksame Kommunikationsstrategien zu fördern. Dennoch kann eine Diagnose ein wichtiger Schritt sein, um die Unterstützung zu erhalten, die eine nachhaltige Verbesserung in der Beziehung ermöglicht.

Wie eine Paartherapie bei der Überwindung von Schwierigkeiten in der Beziehung helfen kann, wenn ADHS beim Partner diese Schwierigkeiten hervorruft

In meiner Praxis begegne ich häufig Paaren, bei denen einer der Partner ADHS hat, was spezifische Herausforderungen in der Beziehung mit sich bringt. Paartherapie kann in solchen Fällen ein wirksames Mittel sein, um die Beziehungsdynamik zu verbessern und beiden Partnern zu helfen, besser miteinander zu interagieren.

  • Verbesserung der Kommunikation: Paartherapie hilft Paaren, effektivere Kommunikationsstrategien zu entwickeln, die speziell auf die Bedürfnisse eines ADHS-betroffenen Partners abgestimmt sind. Dies kann bedeuten, klare und direkte Kommunikation zu fördern, Missverständnisse zu minimieren und sicherzustellen, dass beide Partner gehört und verstanden werden.
  • Management von Erwartungen: Therapie kann den Partnern helfen, realistische Erwartungen aneinander zu setzen. Dies ist besonders wichtig, wenn einer der Partner ADHS hat, da unrealistische Erwartungen oft zu Frustration und Enttäuschung führen können.
  • Verständnis und Empathie fördern: Durch die Therapie lernen die Partner mehr über ADHS und seine Auswirkungen auf das tägliche Leben, was zu größerer Empathie und Unterstützung in der Beziehung führt.
  • Konfliktlösung: Paartherapie bietet Werkzeuge und Techniken zur Konfliktlösung, die speziell darauf ausgerichtet sind, die einzigartigen Herausforderungen, die ADHS in eine Beziehung bringt, zu adressieren.
  • Stärkung der Partnerschaft: Gemeinsam arbeiten Paare daran, die Stärken ihrer Beziehung zu erkennen und zu nutzen. Dies kann die Bindung stärken und beiden Partnern das Gefühl geben, in der Beziehung auf einer gemeinsamen Basis zu stehen.

Eine Online-Paartherapie bietet den Vorteil, dass sie flexibel und zugänglich ist, was es Paaren ermöglicht, Unterstützung zu erhalten, wann und wo sie sie brauchen. Dies ist besonders hilfreich für Paare, bei denen ADHS-bedingte Zeitmanagement- oder Organisationsprobleme eine Rolle spielen. Indem wir in der Therapie gezielt auf die durch ADHS verursachten Schwierigkeiten eingehen, können wir die Lebensqualität für beide Partner erheblich verbessern.