1. Worum geht es in dieser Studie?

Diese theoretisch-klinische Arbeit aus den USA beleuchtet, wie internalisierte neoliberale Werte das Denken, Fühlen und Handeln von Klient:innen in der Paar- und Familientherapie beeinflussen können – insbesondere durch Dehumanisierung, Objektifizierung und destruktive Anspruchshaltungen. Die Autor:innen schlagen vor, diese Dynamiken mithilfe der Kontextuellen Therapie nach Boszormenyi-Nagy zu bearbeiten und zu transformieren. Ziel ist es, individuelle Selbstbezogenheit zu überwinden und faire, empathische und wechselseitig verantwortungsvolle Beziehungen zu fördern.

2. Was haben die Forschenden herausgefunden?

  • Neoliberales Denken fördert Beziehungsmuster der Nutzendenorientierung („Was bringt mir mein Partner?“).
  • Therapie kann mit dialogischer Beziehung, Empathie und Kontextualisierung gegensteuern.
  • Fallbeispiele zeigen typische Muster: Anspruchsdenken, Rückzug, Kosten-Nutzen-Rechnung, emotionale Entfremdung.
  • Ziel: Konstruktive Berechtigung statt destruktiver Anspruchshaltung.

3. Warum ist diese Studie für praktizierende Paartherapeut:innen interessant?

  • Stärkt das Bewusstsein für im therapeutischen Raum.
  • Ermutigt dazu, Beziehungen zu re-humanisieren – fernab von Ökonomisierung.
  • Konkrete Impulse aus der Kontextuellen Therapie: Fairness, Verantwortung, empathische Parteilichkeit.

4. Wie sind die Forschenden genau vorgegangen?

  • Theoretische Arbeit mit zwei ausführlich beschriebenen Fallvignetten.
  • Systematische Anwendung des Relationalen Realitätsrahmens der Kontextuellen Therapie.
  • Vier übergreifende Therapieziele abgeleitet.

5. Was sind die Limitationen der Studie?

  • Nicht empirisch überprüft.
  • Kulturelle Übertragbarkeit nicht diskutiert.
  • Einseitige Ideologiekritik: Stärken individueller Autonomie kaum thematisiert.
  • Widerstandspotenziale von Klient:innen gegenüber dieser Haltung werden nur am Rande erwähnt.

Zitation (APA 7)

van Bremen, N., & Natrajan-Tyagi, R. (2025). Humanizing clients with internalized neoliberal ideology using Contextual Therapy. Family Process, 64(1), e70007. https://doi.org/10.1111/famp.70007

Journal-Info: Family Process ist ein double-blind peer-reviewed Journal mit hoher fachlicher Relevanz für systemische und paartherapeutische Praxis.