Die hier vorgestellte Studie von zwei Australischen Forscher:innen geht der großen Frage nach, die uns im Hintergrund vielleicht auch öfter mal beschäftigt: warum halten manche Beziehungen so lang, und was ist ihr Geheimnis?

Der folgende Beitrag wurde im Journal of Marital and Family Therapy veröffentlicht. Dieses Journal erscheint im Wiley Verlag und widmet sich speziell der systemischen Familientherapie. Das Journal ist nach Angaben des Finanziers, der American Association for Marriage and Family Therapy, peer-reviewed.

How did you stay together so long?

Zitation: Heim C, Heim C. „How did you stay together so long?“ Relationship longevity, a cross-generational qualitative study. J Marital Fam Ther. 2023 Oct;49(4):781-801. doi: 10.1111/jmft.12656. Epub 2023 Jul 7. PMID: 37418139.

Dieser wissenschaftliche Journalartikel untersucht die Faktoren, die zur Langlebigkeit von Beziehungen beitragen, aus der Perspektive von Paaren, die seit mehr als 40 Jahren verheiratet sind. Die Autor:innen haben eine globale qualitative Studie durchgeführt, die einen generationenübergreifenden Ansatz verfolgt. Sie haben zwei Stichprobengruppen befragt: Die erste Gruppe (n = 137) bestand aus Personen in Beziehungen von 3 bis 15 Jahren, die Fragen an Paare in Ehen von 40+ Jahren stellen würden. Die zweite Gruppe (n = 180) bestand aus verheirateten Paaren, die seit 40+ Jahren zusammen waren und diese Fragen beantworteten. Die Hauptfrage der jüngeren Paare an die Paare in langjährigen Ehen bezog sich auf ihr „Geheimnis“ für die Langlebigkeit der Beziehung. Diese Studie konzentriert sich auf diese eine Frage und die Selbstbeschreibung der Paare über ihre „Geheimnisse“ für die Langlebigkeit der Beziehung.

Die Autor:innen haben eine interpretative phänomenologische Analyse (IPA) angewendet, um die Daten zu analysieren. Sie haben sieben Hauptthemen identifiziert, die die „Geheimnisse“ für die Langlebigkeit der Beziehung darstellen. Diese sind:

Verpflichtung (im Original „Commitment“): Die Paare betonten die Bedeutung, sich für die Beziehung zu entscheiden und sich ihr zu widmen, auch in schwierigen Zeiten. Sie sprachen von der Ehe als einem heiligen Bund, der nicht leichtfertig gebrochen werden sollte. Sie erwähnten auch, dass sie sich gegenseitig treu, loyal und respektvoll behandeln würden.

Altruismus: Die Paare zeigten eine Haltung des Gebens, Teilens und Fürsorgeseins für den Partner, ohne etwas im Gegenzug zu erwarten. Sie sprachen von der Liebe als einer Handlung, nicht nur als einem Gefühl. Sie erwähnten auch, dass sie sich gegenseitig unterstützen, ermutigen und schätzen würden.

Gemeinsame Werte: Die Paare teilten eine ähnliche Philosophie des Lebens, eine gemeinsame Vision für die Zukunft und eine Übereinstimmung in wichtigen Fragen wie Religion, Erziehung, Finanzen und Freizeit. Sie sprachen von der Bedeutung, die gleichen Ziele, Prioritäten und Interessen zu haben. Sie erwähnten auch, dass sie gemeinsam an Projekten, Hobbys oder Aktivitäten teilnehmen würden.

Gute Kommunikation: Die Paare betonten die Bedeutung, offen, ehrlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren. Sie sprachen von der Notwendigkeit, zuzuhören, zu verstehen, Feedback zu geben und Konflikte konstruktiv zu lösen. Sie erwähnten auch, dass sie miteinander reden, lachen und Spaß haben würden.

Kompromiss: Geben und Nehmen: Die Paare zeigten eine Bereitschaft, sich anzupassen, nachzugeben und auf die Bedürfnisse und Wünsche des Partners einzugehen. Sie sprachen von der Notwendigkeit, flexibel, tolerant und geduldig zu sein. Sie erwähnten auch, dass sie sich gegenseitig Freiraum, Unabhängigkeit und Privatsphäre gewähren würden.

Liebe: Die Paare drückten ihre tiefe Zuneigung, Anziehung und Verbundenheit mit dem Partner aus. Sie sprachen von der Liebe als einer beständigen, reifenden und wachsenden Kraft. Sie erwähnten auch, dass sie sich gegenseitig Zärtlichkeit, Romantik und Intimität zeigen würden.

Niemals aufgeben: Die Paare zeigten eine Haltung der Ausdauer, des Durchhaltens und des Überwindens von Herausforderungen. Sie sprachen von der Notwendigkeit, optimistisch, hoffnungsvoll und dankbar zu sein. Sie erwähnten auch, dass sie sich gegenseitig helfen, stärken und inspirieren würden.

Die Autor:innen diskutieren die klinischen Implikationen ihrer Studie für Paartherapeut:innen. Sie schlagen vor, dass Paartherapeut:innen diese positiven Faktoren nutzen können, um die Stärken und Ressourcen der Paare zu fördern, anstatt sich nur auf die Probleme zu konzentrieren. Sie schlagen auch vor, dass Paartherapeut:innen einen generationenübergreifenden Ansatz verfolgen können, um jüngeren Paaren die Möglichkeit zu geben, von den Erfahrungen und Weisheiten älterer Paare zu lernen. Sie betonen die Bedeutung, die Vielfalt und den Kontext der Paare zu berücksichtigen, da die Faktoren, die zur Langlebigkeit der Beziehung beitragen, je nach Kultur, Zeit und Umständen variieren können. Sie schließen mit einigen Einschränkungen und Vorschlägen für zukünftige Forschung.

Ein kleiner persönlicher Nachtrag: die Ergebnisse kannten wir alle vorher, aber ist es nicht schön, dass sie nun auch wissenschaftlich bekräftigt wurden?