Der folgende Journalbeitrag stammt aus den USA und befasst sich mit der Paar- und Familientherapie mit African American Klient:innen. Die präsentierten Erkenntnisse und Ratschläge können wir m.E. eins zu eins auf uns und unsere Arbeit mit kulturell diversen Paaren übertragen, daher habe ich diese Studie ausgesucht.

Der Beitrag erschien im Journal „Family Process“ im Wiley-Verlag. Das Journal ist peer-reviewed.

N.b.: die folgende Zusammenfassung basiert auf einer Zusammenfassung durch Bing Copilot, die ich redaktionell überprüft und nachbearbeitet habe. Den Begriff „humble“ habe ich mangels besserer Alternativen mit „sensibel“ statt „demütig“ übersetzt, da Demut im deutschen Sprachgebrauch m.E. etwas anders konnotiert ist.

Culturally humble and anti-racist couple and family interventions for African Americans

Nadine J. Kaslow, Christina Clarke, Joya N. Hampton-Anderson

https://doi.org/10.1111/famp.12938

Der peer-reviewed Journalbeitrag „Culturally humble and anti-racist couple and family interventions for African Americans“ von Kaslow, Clarke und Hampton-Anderson (2023) bietet Empfehlungen für kulturell sensible und antirassistische Paar- und Familieninterventionen für afroamerikanische Paare und Familien in den USA. Die Autorinnen argumentieren, dass solche Interventionen notwendig sind, um die Auswirkungen des Anti-Black-Rassismus, der strukturellen Ungerechtigkeit und der damit verbundenen Traumata auf die Gesundheit und das Wohlbefinden dieser Bevölkerungsgruppe zu mindern. Sie schlagen vor, dass Paar- und Familientherapeut:innen einen systemischen, kulturell sensiblen und sozial abgestimmten Ansatz verfolgen, der die Stärken, die Vielfalt und die Stimmen der afroamerikanischen Paare und Familien respektiert und fördert.

Die Autorinnen beginnen mit einer Einführung in den historischen und aktuellen Kontext des Anti-Black-Rassismus in den USA und seinen Einfluss auf die afroamerikanischen Paare und Familien. Sie weisen auf die zahlreichen Herausforderungen hin, denen diese Gruppe ausgesetzt ist, wie z.B. Armut, rassistische Gewalt, ungleiche Behandlung durch die Strafverfolgungsbehörden und das Gesundheitssystem, sowie die unverhältnismäßigen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Sie betonen auch die Widerstandsfähigkeit, die Kreativität und die Solidarität, die viele afroamerikanische Paare und Familien an den Tag legen, um diesen Stressoren zu begegnen. Sie plädieren dafür, dass Paar- und Familientherapeut:innen diese Stärken anerkennen und nutzen, um kulturspezifische und antirassistische Interventionen anzubieten, die auf die Bedürfnisse und Ziele dieser Gruppe zugeschnitten sind.

Die Autorinnen präsentieren dann drei Ansätze von Best Practices für kulturell bescheidene und antirassistische Paar- und Familieninterventionen.

Der erste Ansatz bezieht sich auf die Einnahme einer systemischen Haltung und einer kulturell sensiblen Linse in die eigene Praxis. Die Autorinnen erklären, dass Paar- und Familientherapeut:innen die individuellen, familiären, sozialen, institutionellen und politischen Systeme berücksichtigen müssen, die die afroamerikanischen Paare und Familien beeinflussen und von ihnen beeinflusst werden. Sie fordern die Therapeut:innen auf, sich der strukturellen Ungleichheiten und des Rassismus bewusst zu sein, die diese Systeme durchdringen, und sich für eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft einzusetzen.

Der zweite Satz von Best Practices bezieht sich auf die Priorisierung des Selbst der Paar-/Familientherapeut:innen, indem er/sie sich selbst erforscht und kompetent und fähig wird. Die Autorinnen betonen die Bedeutung der Reflexion über die eigene kulturelle Identität, die eigenen Vorurteile, die eigenen Privilegien und die eigenen Lernbedürfnisse in Bezug auf die Arbeit mit afroamerikanischen Paaren und Familien. Sie schlagen vor, dass Paar- und Familientherapeut:innen sich kontinuierlich weiterbilden, sich mit verschiedenen kulturellen Perspektiven vertraut machen, sich Feedback einholen und sich mit Kolleg:innen und Gemeinschaften vernetzen, um ihre Fähigkeiten und ihr Vertrauen zu verbessern.

Der dritte Satz von Best Practices bezieht sich auf die Intervention in einer kulturell sensiblen und sozial abgestimmten Weise. Die Autorinnen konzentrieren sich auf vier Aspekte: die Priorisierung der therapeutischen Beziehung, die Annahme eines kulturell sensiblen Ansatzes für die Bewertung, die Nutzung von Stärken und die Auseinandersetzung mit Macht, Gerechtigkeit und strukturellem Rassismus. Sie geben konkrete Beispiele und Strategien, wie Paar- und Familientherapeut:innen eine vertrauensvolle, respektvolle und kollaborative Allianz mit afroamerikanischen Paaren und Familien aufbauen können, wie sie relevante Informationen über ihre kulturellen Hintergründe, Werte, Erwartungen und Ziele sammeln können, wie sie ihre vorhandenen Ressourcen, Fähigkeiten und Lösungen hervorheben und verstärken können, und wie sie die rassistischen Traumata, die Ungleichheiten und die Unterdrückung, die sie erleben, ansprechen und überwinden können. Zu diesen Beispielen zählt die eigene Auseinandersetzung mit der Geschichte des Rassismus, der eigenen Selbstkompetenz mit kultureller Diversität, den eigenen Vorurteilen und Glaubenssätzen, und der Erkennung einer möglichen eigenen Privilegiertheit.

Die Autorinnen schließen mit Empfehlungen für die Transformation des Feldes in einer Weise, die die soziale Gerechtigkeit fördert, was für die Verbesserung des Lebens und des Wohlbefindens der afroamerikanischen Paare und Familien unerlässlich ist. Sie fordern die Paar- und Familientherapeut:innen auf, ein kritisches Bewusstsein zu entwickeln, sich an antirassistischen Praktiken zu beteiligen und die Unterdrückung anzugehen, während sie die Heilung und die Befreiung vorantreiben. Sie betonen auch die Notwendigkeit, die Vielfalt, die Gleichberechtigung und die Inklusion in der Ausbildung, der Forschung und der Praxis der Paar- und Familientherapie zu erhöhen. Sie schließen mit einer Ermutigung, die afroamerikanischen Paare und Familien als Partner, Expert:innen und Führer:innen in diesem Prozess zu betrachten.