Die hier vorgestellte Studie aus der Schweiz untersucht den Effekt von Paartherapie auf das Co-Parenting.

Der folgende Beitrag wurde im Journal of Marital and Family Therapy veröffentlicht. Dieses Journal erscheint im Wiley Verlag und widmet sich speziell der systemischen Familientherapie. Das Journal ist nach Angaben des Finanziers, der American Association for Marriage and Family Therapy, peer-reviewed.

Coparenting change after couple therapy using self-reports and observational data.

Zitation: Liekmeier, E., Vowels, L. M., Antonietti, J.-P., Bodenmann, G., & Darwiche, J. (2023). Coparenting change after couple therapy using self-reports and observational data. Journal of Marital and Family Therapy, 49, 675–691. https://doi.org/10.1111/jmft.12647

Die Studie berichtet über die Veränderung der Coparenting-Beziehung nach einer systemischen Paartherapie. Coparenting bezeichnet die Koordination zwischen Erwachsenen, die für die Erziehung und Betreuung von Kindern verantwortlich sind. Die Autor:innen untersuchten, wie sich die Wahrnehmung und das emotionale Verhalten der Eltern in Bezug auf das Coparenting vor und nach der Therapie veränderten. Sie verwendeten sowohl Selbstberichte als auch Beobachtungsdaten von 64 heterosexuellen Elternpaaren, die an einer Kurzzeittherapie mit sechs Sitzungen teilnahmen.

Die wichtigsten Punkte der Studie sind:

  • Hintergrund und Ziele: Die Autor:innen erläutern die Bedeutung der Coparenting-Beziehung für die Paar- und Familienfunktion sowie für das Wohlbefinden der Kinder. Sie geben einen Überblick über die bisherige Forschung zu Coparenting-Programmen, Paartherapie und Coparenting-Veränderung. Sie stellen die Hypothese auf, dass die systemische Paartherapie zu einer Verbesserung der wahrgenommenen Coparenting-Qualität und des emotionalen Verhaltens in Coparenting-bezogenen Gesprächsaufgaben führen würde.
  • Methode: Die Autor:innen beschreiben das Design, die Stichprobe, die Intervention, die Messinstrumente und die statistischen Analysen ihrer Studie. Die Intervention bestand aus einer systemischen Paartherapie, die auf dem Konzept des Dyadischen Coping basierte. Die Messinstrumente umfassten Fragebögen zur Erfassung der positiven und negativen Coparenting-Wahrnehmung und der Partnerschaftszufriedenheit sowie Videoaufnahmen von zwei Coparenting-bezogenen Gesprächsaufgaben, die mit einem Beobachtungssystem zur Bewertung des emotionalen Verhaltens kodiert wurden. Die statistischen Analysen umfassten deskriptive, korrelative und multivariate Verfahren.
  • Ergebnisse: Die Autor:innen berichten über die Ergebnisse ihrer Studie, die zeigen, dass die Mütter und Väter nach der Therapie mehr positives Coparenting berichteten. Es gab keine signifikanten Veränderungen in der berichteten negativen Coparenting und in dem emotionalen Verhalten. Explorative Analysen deuteten auf Geschlechtsunterschiede in der emotionalen Expression hin. Die Befunde legen nahe, dass die Väter nach der Therapie aktiver an der Coparenting-Konversation teilnahmen.
  • Diskussion: Die Autor:innen diskutieren die Bedeutung, die Grenzen und die klinischen Implikationen ihrer Studie. Sie betonen, dass die systemische Paartherapie einen positiven Einfluss auf die Coparenting-Beziehung hatte, obwohl sie nicht direkt darauf abzielte. Sie weisen darauf hin, dass die Coparenting-Beziehung von beiden Elternteilen unterschiedlich erlebt werden kann und dass das emotionale Verhalten in Coparenting-bezogenen Gesprächen von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden kann. Sie schlagen vor, dass zukünftige Studien die Coparenting-Veränderung über einen längeren Zeitraum verfolgen und die Perspektive der Kinder einbeziehen sollten.