1. Worum geht es in dieser Studie?
Diese US-amerikanische Studie untersucht, wie körperbezogene Aspekte der Sexualität – insbesondere Genitalakzeptanz und sexuelles Körperwissen – mit Bindung und sexueller Zufriedenheit in Paarbeziehungen zusammenhängen. Grundlage ist das „Sexual Wholeness Model“, das sexuelle Gesundheit als Zusammenspiel physischer, emotionaler und bedeutungsbezogener Dimensionen versteht. Analysiert wurden sowohl direkte als auch indirekte Effekte sowie Partner:inneneinflüsse.
2. Was haben die Forschenden herausgefunden?
- Besseres sexuelles Wissen und Genitalakzeptanz = weniger Bindungsunsicherheit = mehr sexuelle Zufriedenheit.
- Vermeidende Bindung war stärker mit Unzufriedenheit verbunden als ängstliche Bindung.
- Genitalakzeptanz beeinflusste direkt die Zufriedenheit von Frauen – unabhängig von Bindung.
- Sexuelles Wissen wirkte eher indirekt – vermittelt über weniger Bindungsangst und -vermeidung.
- Frauen wussten mehr über Sexualität (auch männliche) als Männer.
- Soziokulturelle Einflüsse (z. B. Rassismus) prägten Akzeptanz und Wissen.
3. Warum ist diese Studie für praktizierende Paartherapeut:innen interessant?
- Bindung, Körperbild und Sexualität hängen eng zusammen – wichtig für sexualtherapeutische Arbeit.
- Genitalakzeptanz ist ein vernachlässigter, aber relevanter Faktor – auch bei Männern.
- Therapie kann Körperwissen fördern – v. a. über weibliche Sexualität.
- Hilfreich bei sexuellen Problemen: Fokus auf Vermeidung, Scham und Wissenserweiterung.
4. Wie sind die Forschenden genau vorgegangen?
- 515 heterosexuelle Paare (meist verheiratet, langjährige Beziehungen).
- Instrumente: TAPAS (Genitalakzeptanz/Wissen), ECR-12 (Bindung), GMSEX (Zufriedenheit).
- Dyadische SEM-Analyse (APIM), inkl. direkter, indirekter und Partner:inneneffekte.
5. Was sind die Limitationen der Studie?
- Kein Längsschnitt – keine Aussagen über Kausalität.
- Wenig Diversität – kaum queere Paare.
- Kulturelle Einflüsse nur als Kontrollvariablen berücksichtigt.
- Selbstbericht bei sensiblen Themen = Verzerrungsgefahr.
Zitation (APA 7)
Busby, D. M., Allen, C. Z., Leavitt, C. E., & Jensen, A. C. (2025). Physical aspects of sexuality, attachment, and sexual satisfaction. Journal of Marital and Family Therapy, 51(1), e12760. https://doi.org/10.1111/jmft.12760
Journal-Info: Das Journal of Marital and Family Therapy ist ein renommiertes, double-blind peer-reviewed Journal und zählt zu den führenden Fachzeitschriften im Bereich Paar- und Familientherapie.
