1. Worum geht es in dieser Studie?
Diese US-amerikanische Längsschnittstudie untersucht, wie die Qualität enger familiärer Beziehungen – insbesondere zu Partner:innen sowie anderen Familienmitgliedern – und das Bildungsniveau miteinander zusammenhängen und sich auf die Entwicklung von kardiometabolischen Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall) im mittleren Erwachsenenalter auswirken. Dabei werden familiäre Unterstützung und Belastung ebenso berücksichtigt wie Unterschiede in der Schulbildung (High School, College etc.). Das Forschungsdesign basiert auf dem Biobehavioral Family Model (BBFM), das davon ausgeht, dass Beziehungsqualität körperliche Gesundheit beeinflussen kann.
2. Was haben die Forschenden herausgefunden?
- Familiärer Stress erhöht signifikant das Risiko für kardiometabolische Erkrankungen – bis zu 38 % bei Multimorbidität.
- Familiäre Unterstützung zeigte schützende Effekte – vor allem bei Personen mit niedrigerem Bildungsniveau.
- Bildungsgrad hatte teils unerwartete Effekte – etwa niedrigere Risiken bei „ein wenig College“ im Vergleich zum Collegeabschluss.
- Partnerschaftsqualität war weniger ausschlaggebend als erwartet – familiäre Beziehungen außerhalb der Paarbeziehung hatten stärkeren Einfluss.
- Interaktive Effekte zeigen: Belastung und Unterstützung wirken je nach Bildungshintergrund unterschiedlich auf die Gesundheit.
3. Warum ist diese Studie für praktizierende Paartherapeut:innen interessant?
- Paartherapie kann präventive Wirkung auf körperliche Gesundheit haben – durch Stressreduktion und Ressourcenaktivierung.
- Systemische Perspektive wird bestätigt: Nicht nur die Paarbeziehung zählt, sondern auch andere familiäre Bindungen.
- Sozioökonomischer Hintergrund ist relevant: Therapeut:innen sollten Bildungs- und Belastungskontexte sensibel berücksichtigen.
4. Wie sind die Forschenden genau vorgegangen?
- Datenbasis: MIDUS-Längsschnittstudie, drei Erhebungszeitpunkte über 20 Jahre.
- Teilnehmende: n = 4951 Erwachsene, davon 3487 in festen Partnerschaften.
- Messinstrumente: Selbstbericht zu Erkrankungen, familiärer Unterstützung/Belastung, Bildungsstatus.
- Statistische Verfahren: Regressionsanalysen und moderierte Modelle auf Basis des BBFM.
5. Was sind die Limitationen der Studie?
- Selbstauskünfte zu Diagnosen – mögliche Verzerrung.
- Keine echte Kausalität trotz Längsschnittdesign.
- Begrenzte Diversität – über 90 % weiße Teilnehmende.
- Unklare Interpretierbarkeit einzelner Bildungskategorien wie „ein wenig College“.
Zitation (APA 7)
Roberson, P. N. E., Woods, S., Tasman, J., & Hiefner, A. (2025). Relationship quality and educational attainment links to development of cardiometabolic morbidity and multimorbidity across middle adulthood. Family Process, 64(1), e13077. https://doi.org/10.1111/famp.13077
Journal-Info: Family Process ist ein double-blind peer-reviewed Journal mit starker Ausrichtung auf systemische, familien- und paartherapeutische Forschung.
