1. Worum geht es in dieser Studie?

Diese US-amerikanische Studie untersucht, wie sich belastende Kindheitserfahrungen (ACEs) und gemeinsame religiöse/spirituelle Praktiken auf die Beziehung von Paaren auswirken, die sich in Paartherapie befinden. Dabei werden sowohl Ausgangswerte der Beziehungszufriedenheit als auch Veränderungen über sechs Sitzungen hinweg betrachtet. Ziel ist es, besser zu verstehen, welche Faktoren die Anfangszufriedenheit und den Therapieprozess beeinflussen – besonders bei klinisch belasteten Paaren.

2. Was haben die Forschenden herausgefunden?

  • ACEs waren mit geringerer Beziehungszufriedenheit verbunden – bei beiden Geschlechtern, aber mit stärkeren Partnereffekten bei männlichen ACEs.
  • Religiös/spirituelle Praktiken zeigten nur bei Angaben der Frauen einen positiven Effekt auf die Zufriedenheit – bei beiden Partnern.
  • Die Veränderung der Zufriedenheit über sechs Sitzungen war kurvenförmig – schneller Anstieg, dann Abflachung.
  • Frauen begannen mit niedrigeren Werten und erreichten seltener klinisch relevante Verbesserungsschwellen.
  • ACEs und R/S-Praktiken beeinflussten nur die Ausgangsniveaus, nicht den Verlauf der Veränderung.

3. Warum ist diese Studie für praktizierende Paartherapeut:innen interessant?

  • Traumasensibilität ist zentral – insbesondere männliche ACEs haben Auswirkungen auf beide Partner.
  • Spirituelle Ressourcen sind geschlechtsspezifisch wirksam – v. a. bei von Frauen getragenen Praktiken.
  • Frühe Therapiephasen sind entscheidend – viele Veränderungen treten in den ersten Sitzungen auf.
  • Unterschiedliche Veränderungsgeschwindigkeiten können therapeutische Allianzen herausfordern.

4. Wie sind die Forschenden genau vorgegangen?

  • Stichprobe: 374 heterosexuelle Paare, klinisch belastet, Durchschnittsalter ca. 32 Jahre.
  • Erhebungsinstrumente: ACEs, gemeinsame R/S-Aktivitäten, Couple Relationship Scale (CRS).
  • Design: sechs Sitzungen, Erhebung vor jeder Sitzung.
  • Analyse: Multilevel-Modelle, curvilineare Veränderung, Akteur- und Partnereffekte.

5. Was sind die Limitationen der Studie?

  • Nur heterosexuelle, zusammenlebende Paare – keine queeren oder nicht-binären Personen einbezogen.
  • Hoher Bildungsstand, überwiegend weiße Teilnehmende – eingeschränkte Übertragbarkeit.
  • Nur Kurzzeitverlauf (6 Sitzungen) – langfristige Entwicklung unbekannt.
  • Unterschiedliche Deutungen gemeinsamer Spiritualität möglich – keine qualitative Ergänzung.

Zitation (APA 7)

Yoo, H., Johnson, L. N., Wagner, K. N., & Cherry, K. A. (2025). The associations between adverse childhood experiences, shared religious/spiritual practices, and relationship satisfaction in couple therapy: Sessions 1 through 6. Journal of Marital and Family Therapy, 51(1), e12761. https://doi.org/10.1111/jmft.12761

Journal-Info: Das Journal of Marital and Family Therapy ist ein renommiertes, double-blind peer-reviewed Journal und zählt zu den führenden Fachzeitschriften für klinische Paar- und Familientherapie.